Grönland – Epilog

Ich wollte das ewige Eis sehen. Irgendwann einmal. Solange es noch da ist.

Es gäbe noch so viel zu erzählen von unserer spektakulären und exklusiven Reise nach Grönland im Sommer 2023. So einige Themen und noch mehr Eindrücke finden sich in den vorherigen Beiträgen nicht wieder. Wie auch noch viele Fotos von den rund 7.000 die ich geschossen habe. Daher hier zum Abschluss der siebenteiligen Trilogie eine kleine Zugabe.

Das Eis schmilzt.

Eine kritische Bemerkung eines engagierten Umweltschutzaktivisten zu einem von mir auf Instagram und Facebook geposteten Foto aus dem Ilulissat Eisfjord war sachlich richtig, hat mich aber in just diesem Moment genervt. Es störte massiv meine selige Stimmung im Augenblick der gewaltigen Schönheit, wo ich doch endlich am Ziel meiner eiskalten Träume war. Dass das möglicherweise optisch nach mehr aussieht, als es tatsächlich ist und das es einen massiven Rückgang des arktischen Eis gibt, ist mir bekannt. Deshalb wollte ich da ja noch zeitlebens hin, und deshalb hat Pauli sein Frau auch so nachdrücklich gedrungen, JETZT hin zu fahren und nicht erst in zehn Jahren,

Der Klimawandel war im Übrigen auch immer wieder Thema bei den Exkursionen und Vorträgen bei Hurtigrutens. Die Sensibilisierung auf den Einfluss des eigenen und des global humanoiden Handelns für die Umwelt wurde allen an Deck schon deutlich vor Augen geführt, gleichzeitig ein verantwortungsvoller und respektvoller Umgang mit Umwelt eingefordert.

Zugegeben klingt es da widersprüchlich (oder ignorant und egoistisch?), mit Flugzeug und Schiff um die halbe Welt zu reisen, um watt altes Eis zu sehen. Aber immerhin ist die MS Fridtjof Nansen ein Schiff mit einem Hybridantrieb, einer Kombination aus dieselelektrischem und reinem Elektroantrieb. Darüber hinaus engagiert sich Hurtigruten Expeditions auch aktiv in der wissenschaftlichen Forschung und stellt über 1.100 Kabinennächte für Wissenschaftler zur Verfügung, unterstützt mehr als 20 Projekte und trägt zur Datensammlung für die Forschung bei.

Überhaupt wurde sehr penibel darauf geachtet, dass der Einfluß unserer Reise die dortige Umwelt und Lebenswelt so wenig wie möglich tangierten. Das zum einen auf dem Schiff selber. Zum anderen aber auch bei den Landgängen, bei denen nur vorher abgesteckte Wege zu begehen waren, womit man zu sensiblen Bereichen gebührend Abstand hielt. Am Ende der Reise gaben wir die vorher ausgehändigten Gummistiefel zurück, die wir - unter Aufsicht – mehr als gründlich reinigen mussten, damit bloß kein Saatkörnchen den Weg von Grönland weg seinen Weg findet.

Am Ende hat da in Grönland keiner gemerkt, dass wir da waren…

MS Fridtjof Nansen

Vom Schiff habe ich wenig Fotos gezeigt. Habe auch wenige gemacht. Warum eigentlich, fragt sich der verwunderte Leser. Joh, ich weiß ett auch nicht. Zeit war genug da…

Noch mehr Infos zur MS Fridtjof Nansen gibt es hier (klicken). Ich guck auch immer mal, wo sie gerade aushängt, dank der Webcam an Bord (hier klicken).

Mitreisende

Es war ein allseits freundliches, aber eher zurückhaltendes Klima an Bord. Man unterhielt sich international mal mit diesen, mal mit jenen. Aber intensive Urlaubsbekanntschaften entstanden nicht. Das war jetzt gar nicht schlimm, aber doch überraschend.

Seafood.

In Quaqortoq und Nuuk sind wir auf den Fischmärkten gewesen. Davon gab es noch mehr Fotos.

Überraschung

Wer hätte es gewußt? Ich nicht. Mücken in Grönland!

Haben wir gelacht, als wir die Hüte mit Netz in der Grabbelkiste im Schiffseigenen Verkaufsraum gesehen haben. Und zum Scherz habe ich mal so ein Ding aufgesetzt. Lustig!

Joh, und dann meinte die fachmännische Angestellte im Verkaufsraum, sie empfiehlt den Kauf, weil die Mücken an Land ganz schön nervig sein und zu veritablen Stichen führen könnten. Naja, dachte ich noch, dicke Mücken in Grönland, echt jetzt…???

Da aber Pauli sein Körper grundsätzlich eine hohe Anziehungskraft für Moskitos und Zeuch hat, und die freundliche Dame uns überzeugend Gutes wollte (verbunden mit dem Hinweis, die wenigen Hütchen die noch übrig sind, sind morgen nicht mehr übrig), haben Pauli sein Frau und ich nach kurzer Beratschlagung uns doch für den Erwerb der Hauben entschieden.

Ich mache es kurz: das hat uns (vor allem mir) den Arsch gerettet! Was da teilweise an Fluchzeuch um uns herum schwirrte, war echt nervig. Dank der guten Behütung aber erträglich. Wenn auch optisch ein wenig hysterisch.

Bei meiner Artic Trail Wanderung wurde ich von einem neben mir laufenden Tourguide darauf aufmerksam gemacht, dass sich mutmasslich alle Mücken im Gebiet auf meiner Schutzmütze aufhielten. Der fand das richtig faszinierend. Nicht auszumalen, wenn ich die Kopfbedeckung nicht drauf gehabt hätte…

Fazit

Ich umschreibe das Erlebte immer mit „exklusiv und spektakulär“. Das war es. Und teuer. Neben der Kritik an der Sinnhaftigkeit solcher klimaschädlichen Reisen sowie der erheblichen Kosten nur um watt altes Eis zu sehen fragt wer sich: hat es sich denn gelohnt?

Ja.

Wir haben vorher noch an keiner Seereise teilgenommen und wußten nicht recht, was da auf uns zukommt auf hoher See. Auch hatten wir keine Ahnung, wie das mit der Kajüte so ist, ob zu klein, oder zu laut. Ist es eng auf dem Schiff, muss man beim Essen Anzug tragen. Wie ist das mit den Ausflügen? Was ist, wenn wir verloren gehen im ewigen Eis? Fragen über Fragen.

Die größte Herausforderung war aber rückblickend der Umstand, dass wir anderthalb Jahre vorher buchen mussten. Nachdem das fix und geschmeidig erledigt war, überkam uns die Corona Pandemie, von der erstmal keiner wußte, welche Konsequenzen das für uns überhaupt haben sollte. Und wie lange das andauert. Auch Familienangehörige der Ü-80 Generation schwächelten mitunter so, dass man sich intensiver kümmern musste. Und dann waren da noch die Klimakleber, die einen Tag vor unserem Abflug in Düsseldorf auf der Landebahn kleben mussten mit der Konsequenz, das Flüge ausfielen. All das zusammen war am Ende mehr Herausforderung, als die gesamte Reise an sich.

Hurtigruten hatte selbige perfekt organisiert. Es brauchte nur eine kurze Orientierung an Bord und alles verlief reibungslos. Das sowohl auf dem Schiff, als auch bei den Exkursionen, die alle sicher und sehr informativ durchgeführt wurden. Die MS Fridtjof Nansen ist ein tolles Schiff und mit knapp 400 Menschen an Bord groß aber nicht zu groß. Die Koje war gut, dass Essen sehr abwechslungsreich und ebenfalls von Qualität. Die Crew auf dem Schiff im Service oder das Expeditionsteam waren alle sehr freundlich und sehr zuvorkommend. Es fehlte uns an nix. Und so konnten wir die Reise wirklich in allen Zügen genießen.

Allenthalben ganz schön grün in Grönland

Das Wetter war arktisch mild und eher frühlingshaft. Wir waren auf mehr Kälte eingestellt. Die vorherige Auswahl der Bekleidung hatte schon viel Zeit in Anspruch genommen, weil wir nicht so recht wußten, wie kalt das denn am Ende wird, in der Arktis. Joh, mitunter waren wir eher zu dick angezogen, muss man schreiben. Was nun nicht schlimm war, denn besser zu warm als zu kalt. Vielleicht hatten wir auch nur viel Glück mit dem Wetter.

Als Beweis dafür, wie es sich gelohnt hat, dient eine Aussage von Pauli sein Frau. Die war ja sehr skeptisch, alleine schon ob der zu erwartenden kalten und wenig mediterranen Temperaturen. Auch der Respekt vor der Schiffsreise als solche war bei ihr schon schön ausgeprägt. Aber da es mein Wunsch war, Grönland vielleicht einmal (wenn in Rente) zu machen, war sie ja letztlich diejenige, die für den möglichen Vorschub bei der Umsetzung sorgte. Und dann, kaum wieder an Land in Reykjavik, strahlt sie mich an und meint: das machen wir nochmal, da fahren wir nochmal hin!

Der Pauli sein Frau ihr Mann war etwas verdutzt im ersten Moment. Aber ich glaube, wir fahren da nie mehr hin, weil es nie mehr so sein wird wie auf dieser Reise. Unsere Erwartungen werden anders sein, das Erleben dort wird anders sein, das Wetter wird anders sein.

Nein, ich denke, das kann nicht mehr so gut sein, wie wir es erlebt haben. Aber ich habe einen Alternativvorschlag gemacht. Damit gehen wir jetzt mal schwanger. Und sparen… ;-)

Hier noch´n paar Schnappschüsse von Pauli sein Frau und Pauli sein Frau ihr Mann.

Und zum Abschluss ein letztes: „Tschüß Eisberg“…

Was vorher geschah: Grönland – Prolog, Grönland – Qaqortoq, Grönland – Kvanefjord, Maniistog und Sisimiut,Grönland – Ilulissat, Grönland – Atanikerluk und Evighed Fjord, Grönland – Nuuk und weg

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..