Scheinwerferlicht und Nebel

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Da prasselt das Mediengewitter wieder auf uns ein. Nach dem Tsunami 2004 in Südostasien nun also das Erdbebengebiet Haiti mit seinen unvorstellbaren Konsequenzen für die Menschen vor Ort.

Alle sind sie nun wieder unterwegs und wollen unbedingt dabei sein, Spenden einzusammeln mit dem Ziel, der großen Not im Karibikstaat zu begegnen: Printmedien, Funk und Fernsehen. Gerade die täglichen Bilder aus dem Chaos – live und in Farbe – brennen sich weltweit in das Gedächtnis und die Gefühlswelt der Zuschauer ein. Fernsehshows werben mit Stars und Sternchen, Firmen und Konzerne treten ins gleißende Scheinwerferlicht und verkünden ihren großzügigen pekuniären Anteil an der Rettung.

Denkbar, dass alle profitieren. Medien verkaufen ihre Produkte, in dem die TV Sender ihre Sendezeiten themengeschwängert belegen oder Zeitungen ihren Leser/innen Seitenweise das präsentieren, was die allgemeine Neugier am Drama befriedigt. Firmen präsentieren werbewirksam ihren Großmut und spenden riesige Summen, die sie wahrscheinlich von der Steuer absetzen können.
Auch karitative Organisationen nutzen die mediale Aufmerksamkeit und bringen sich in Stellung. Ob alle eingenommenen Spendenmittel in Haiti ankommen?

Ich erinnere mich an meine bescheidene Spende 2004, die ich „Ärzte ohne Grenzen“ zukommen lies. Wenige Wochen später bat mich die Organisation, auf den Verwendungszweck „Tsunami“ zu verzichten. Die Spendenflut sei so groß, dass man nicht alle Mittel für dieses aktuelle Krisengebiet benötige. Aber es gäbe ja noch andere Gebiete in der Welt, wo man sich engagiere und dringend Hilfe notwendig wäre.

Stimmt.

In einigen Wochen wird Haiti nur noch eine mediale Fußnote, werden die Kamerateams weitergezogen sein. Zum nächsten Tatort. Wo immer das sein wird. Mit Sicherheit aber nicht nach Sambia. Dahin habe ich seinerzeit und bis heute meinen Beitrag gelenkt. Zum Beispiel für solarunterstützte Wassergewinnungsanlagen oder Ausbildungsprojekte, die wesentlich geringere und überschaubare Summen erfordern, von denen am Ende jedoch viele Menschen unmittelbar und ganz praktisch profitieren. Aktuell wirbt der rein auf ehrenamtlichem Engagement agierende Verein „Eine Welt Engagement“ für ein Wasserprojekt an einer Schule.

Hoffentlich kann Haiti schnell und effektiv geholfen werden. Natürlich zu förderst, damit die Menschen dort wieder baldmöglichst eine Lebensperspektive haben. Aber auch, damit sich der aktuelle Nebel legt und andere Hilfsbedürftige auch (wieder) zum Vorschein kommen. Ob in Sambia, oder auch in unmittelbarer Nähe…