Apropos Praia

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Ich lese ja eher selten Bücher.  Zeitung, ja. Und Internet. Bin halt oft „online“. Sonst gäbe es ja auch meine Blogs nicht. Aber Bücher?

Nur hin und wieder genehmige ich mir mal ein dickes Printmedium, wenn mich das Thema und/ oder der Autor interessiert. So wie im letzten Jahr. Da hatte ich mir vor unserem Portugalurlaub das Buch von Majella Lenzen gekauft. Besser gesagt, die Frau die ich heiraten musste hatte es mir besorgt. Ich scheiterte zunächst, da es in Erstauflage restlos vergriffen war.

Joh, und dann sitz ich 2009 anne Praia und irgendwie habe ich es nicht geschafft, die knapp 300 Seiten zu Ende zu bringen. Warum auch immer.  Nun also, Praias 2010, der zweite Anlauf.

Es war die Autobiographie der ehemaligen Nonne Majella Lenzen, die mir das Verweilen  im Sand bereicherten. Titel des Buches:  „Das möge Gott verhüten“ (ISBN: 978-3-8321-9519-9 / Dumont / 2009 ).

Ich lese gerne Biographien, da die Vitae von Menschen oft hoch spannend und lehrreich sein können. Wie ich finde. Und Majella Lenzens Lebensgeschichte, oder besser Leidensgeschichte, ist hoch interessant.

Die ehemalige Nonne war in Ostafrika mehrere Jahrzehnte als Krankenschwester und Missionarin tätig. Ihre eindrucksvollen Beschreibungen der Lebensumstände in den afrikanischen Ländern konnte ich gut nachvollziehen. Habe sie quasi bildlich vor mir gesehen.

Die Darstellungen ihres Werdeganges, ihrer Karriere und ihres aufopferungsvollen Wirkens beeindruckt. Vor allem im Lichte dessen fesselt den Leser die inneren Auseinandersetzungen, die vielen Selbstzweifel und das Ertragen und Bewältigen von Extremsituationen. Oftmals weniger wegen des afrikanischen Alltags, als viel mehr  wegen „besonderen“ Herausforderungen von Seiten des Arbeitgebers. Hochachtung vor der Lebensleistung sage ich da!

Joh, und am Ende des Tages wird die gute Frau aus dem Orden geworfen, weil Sie zugegen ist, als eine von ihr geförderte Gruppe in einem Rotlichtviertel einer tansanischen Stadt Kondome an Prostituierte ausgehändigt. Diese Reaktion des Arbeitgebers, der sich christliche Nächstenliebe auf die Fahnen schreibt ist alleine schon kaum zu begreifen. Vor allem, wenn man die Situation vor Ort kennt. Aber gut, ist halt die Ideologie der katholischen Kirche. Wenn man die nicht für richtig hält, muss man der Kirchen schließlich nicht angehören.

Aber wenn ich dann lese, das – unabhängig von Frau Lenzens Lebensleistung – keine soziale Absicherung und kein Rentenanspruch für sie existiert, weil die Kirche auf eine Einzahlung in entsprechende Systeme aus Kostengründen verzichtete (wodurch von vorneherein der Druck gegen einen evt. Ausstieg aus dem Orden massiv erhöht wird),  kann ich nur noch den Kopf schütteln.  Die Dame steht plötzlich mit 57 Jahren völlig mittellos da!

Das Buch gibt einen interessanten Einblick hinter die Klostermauern. Eugen Drewermann meint dazu: „Majella Lenzens Buch ist wichtig. Ihrem persönlichen Zeugnis kann niemand widersprechen“.

Finde ich auch.

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