Offen gesagt, die Ergebnisse meiner unambitionierten gymnasialen Oberstufenkarriere haben keinen bleibenden Eindruck im Alsdorfer Bildungsapparat hinterlassen. Wie formulierte es jüngst Ansgar Klein, seinerzeit u.a. Physiklehrer an besagter Anstalt, bei einem unverhofften Wiedersehen nach Jahrzehnten: „Ach, ja, Pauli. Einer von der Spaßfraktion.“
Joh, Spiel, Sport und Spaß galten damals eher meiner Aufmerksamkeit, als die Anforderungen, mir in den MINT Fächern fundiertes Wissen für das Leben anzueignen. Hormonbedingt störte in dieser Lebensphase zudem das andere Geschlecht meine Konzentration. Das verursachte unter dem Strich zwar einen recht launigen Übergang von der Pubertät in die Adoleszenz, aber gleichzeitig intellektuell doch recht überschaubare Leistungsresultate.
Immerhin hat „die Penne“ zu meiner Persönlichkeitsentwicklung auch soweit beigetragen, dass ich mir heute regelmäßig etwas warmes zu essen kaufen kann. Und daran sind Persönlichkeiten der Zeitgeschichte Schuld, die weit mehr (mit)vermittelt haben als den drögen Schulstoff. Wie zum Beispiel Therese (Resi) Wiesner; Mathe und Chemie.

Darauf angesprochen, übertrifft sich die Netzgemeinde mit einer Anekdote nach der anderen. Zwischen Formeln und Stöffchen gab Sie immer auch en passant Lebensweisheiten und Wertekunde mit auf den Weg. In höchst unterhaltsamer und humorvoller Weise wohl bemerkt, sodass es bei allen eine hohe Motivation gab an ihrem Unterricht teilzunehmen. Sogar bei mir. Weil hatte ja mit Spaß zu tun.
Ich hatte mir auf der Gardeströpp Sitzung 1983 erlaubt, die Dame zu parodieren. Unterstützt von meinem damaligen kongenialen Partner Kersten Hanke versuchten wir, dass zuvor Erlebte möglichst Originalgetreu auf die Bühne der Aula zu bringen, damit auch Außenstehende einen Einblick in die resische Lehrkunst erhalten konnten.
Natürlich sind wir gescheitert. Sehr zum Vergnügen vieler. Und auch von „Resi“ selber, die den Spaß sichtlich gerne mitmachte. Am zweiten Abend stand sie dann mit goldiger Perücke neben uns und wurde vom Saal mit standing ovation abgefeiert. Mit einem Reagenzgläschen Sekt sollte angestoßen werden. Zunächst bestand sie aber darauf zu prüfen, ob es sich bei dem angebotenen Stöffchen nicht um ein branntweinhaltiges Getränk handelte. Denn den Verzehr selbigen lehnte sie strikt ab. Um nun den Alkoholgehalt entsprechend zu prüfen und in Ermangelung eines Uhrglases, bastelte die Chemielehrerin kurzerhand ein Glas aus ihrer Brille, träufelte die Flüssigkeit darauf, zündete ein Streicholz und rief: „So, das wissen Sie ja: das Stöffchen brennt…“ und der ganze Saal antwortet: „… wenn es mehr hat als 40 %!“
Hatte es nicht, womit dem nachfolgenden Reagenzglasnuckeln auf offener Bühne nichts mehr im Wege stand.
Ein Jahr später gab es eine parodistische Wiederholung als Trio, zusammen mit einem – für mich – ebenfalls großartigen und unvergessenen Pädagogen: Gert Olivier (legendär die abendlichen Führungen durch die ewige Stadt…). Für den zweiten Abend lieh mir Resi dafür sogar ihr Kostüm nebst goldener Perücke aus. Aber die Parodie blieb nur Parodie, die nie an das Original heranreichte.
In diesen Tagen wird Therese Wiesner 90 Jahre alt! Herzlichen Glückwunsch und danke für eine humorvolle und lehrreiche Zeit!
Hallo Ralf, liebe Grüße von Bernd, Kersten und Jackson. Unseres Erachtens fehlt Dir noch immer die sittliche Reife. Liebe Grüsse
Naja, Jungens, die einen sagen so, die anderen so… 😀