Ach herrje, was für ein Aufschrei. Die FIFA verbietet den an der Weltmeisterschaft teilnehmenden Mannschaften das Tragen der „One Love“ Binde.
Schon das Bierverbot ausserhalb der VIP Plätze im Wüstensand sorgte in den deutschen Heimatstuben für ausgeprägte Empörung. Fast schon zu körperlichen Schmerzen. Fußball ohne Bier? Ernsthaft? Datt jeht doch nitt!
Joh, und nun das.
Es scheint wichtig zu sein, wenn so ein Gedöns die Schlagzeilen der Welt bestimmen. Also dann auch hier: hammer wieder ´ne Meinung?
Also wenn´se mich fragen, ich bin zu weit weg vom Sand und kenne da keine Interna. Womit der Weltverband da den Sportkameraden aus aller Herrenländer in erpressendem Maße gedroht haben will (wie der Pressesimon des DFB andeute), bleibt diffus.
Eine Geldstrafe hätte wohl niemanden abhalten dürfen, den Fetzen zu tragen. Eine gelbe Karte für den Träger bevor der Ball überhaupt rollt, wäre sicher verkraftbar gewesen. Sportlich auf jeden Fall, da es in der Manschaft beste Torwartqualitäten auf den nachrückenden Plätzen gibt. Sofern also der aktuelle Bindenträger sich da jetzt nicht für wichtiger im Tor nähme, als den Protest zu riskieren, wäre die für alle live und in Farbe sichtbare Eskalation jedenfalls ein dolles Ding.
Man kann also nur spekulieren, wem welche großartigen Konsequenzen gedroht hätten und welche Druckmittel da abseitsverdächtig im Raume stehen. Etwa Beweise für Korruption in den lokalen Verbänden? Lange Sperren von Spielern national und international? Sextapes? Sand schaufeln? Man weiß ett nitt.
Den Sandstrahl der erhitzen Diskussion trifft da nicht nur die FIFA mit ihrem Vorsitzenden Infantilo, sondern auch die von den eigenen kritischen Worten zurückweichenden heimischen Verbände und Fußballer.
Für letztere ist es mitunter die letzte WM in ihrer Sportlerlaufbahn. Will man sich da noch in die Nesseln setzen und widersprechen? Oder doch lieber auf Fußball konzentrieren – wofür man ja schließlich trainiert hat und da hin ist?
Nun, das meine ich verstehen zu können. Allerdings will das zu den wohlfeilen „One Love“ Statements vor Abreise irgendwie nicht harmonisch ineinander passen. Frage ist halt immer: was ist mir als Sportler und / oder als eigenständige Persönlichkeit wichtig? Wo setze ich Prioritäten. Ich hätte jetzt gedacht, dass vor allem die Multimillionäre am Ende ihrer erfolgreichen Karriere da ggf. anders entscheiden, als das, was sie nun zur Schau stellen. Auch wenn das besondere Bindengewebe nur so „symbolisch“ daher kommt, wie weiland das abendliche Applaudieren auf dem Balkon für die Pflegekräfte.
Kloppo mag da Recht haben wenn er sagt, dass die Jungs jetzt Fußball spielen sollen und nicht für etwas verantwortlich gemacht werden können, was andere vor 12 Jahren verbockt haben.
Also Scheiß drauf, ist Fußball.
O.K., jetzt nicht für mich, ich bin da raus. Wobei, bislang war ich auch noch gar nicht drin.
Meine weltmeisterliche Abneigung zum Offensichtlichen ist schon vorab so ausgeprägt gewesen, dass ich mich dann doch eher der Regionalliga West zuwende und Alemannia Aachens unendlichem Kampf um die Tabellenspitze.
Ohnehin fühle ich als bekennender Fußballanhänger seit Jahren ein stetig steigerndes Desinteresse zum Profifußball. Auch Dank dem inflationären, omnipräsent erscheinenden, übersättigtem Markt an Berichterstattungen sowie den völlig abstrusen und nicht mehr nachzuvollziehenden Summen mit denen da jongliert wird und die in absolut keiner Relation zum zahlenden Publikum stehen. Geschweige denn zu irgendwelchen anderen wirklichen Problemen auf dem Globus.
Und am Ende macht Macht mit Kohle auch noch eine WM möglich in einem Land, dass zwar satt Sand, Geld, Öl, Gas hat, aber eine völlig indiskutable Haltung zu Menschrechten. Und on Top nicht mal einen Hauch einer Fußballtradition besitzt.
Aber alles ist möglich.
Ja juut, bis auf „One Love“.
(Foto: DFB)