Nach knapp zwei Tagen eingrooven auf Sandai um sich Klima und Zeit vor Ort ein wenig anzupassen, war es endlich soweit: die erste Safari stand an!
Wahrscheinlich hat der/ die ein oder andere Verfolger/in meiner letzten Blogbeiträge zur unserer Keniareise schon darauf gewartet, hier endlich mal ein paar exotische Tier zu sehen. Die kommen auch weiter unten.
Aber ich will vorab doch noch ein Wörtchen zu meiner emotionalen Beziehung zu Safaris loswerden. Die liegt 30 Jahre zurück, als ich mit Pauli sein Frau in Sambia genau vom 25.11. bis 01.12.1989 die Gelegenheit nutzen konnte, in South Luangwa auf der Mfuwe Lodge zu verbringen. Damals noch ein sehr überschaubares touristisches Ereignis, mit sehr einfacher Behausung und schlichter Küche. Aber mit grandioser Umgebung und so eindrücklichen Safaris im Umland, dass mir diese Erlebnisse dort nie mehr aus dem Kopf gehen. Weites, weites Buschland. Wohin man schaute Tiere wie aus dem Fernsehen. Dort an Bäumen mümmelnde Giraffen, da eine Herde Elefanten die durch eine Senke auf die andere Seite zu erreiche versuchten, Kudus, Antilopen, Wilde Hunde, Affen, Nilpferde, Löwen natürlich, und, und, und…
Tourismus in Sambia fand seinerzeit noch nicht so herausgehoben statt. Die Mfuwe Lodge heute zeigt einen deutlichen Wandel. Wer Interesse hat mal dort was zu buchen, hier gerne die Internetseite: www.southluangwa.com/mfuwe-lodge.
Unseren Geldbeutel überansprucht die dortige neue Angebotspalette deutlich. Ohnehin bedurfte es eines längeren Anlaufes, die Reise nach Sandai zu realisieren. In puncto Safaris wollte ich dann auch keine so hohen Ansprüche stellen. Schließlich waren die drei Jahrzehnte zurück reichenden Erlebnisse doch zu einmalig.
Nun also Aberdare Nationalpark. Der liegt ganz in der Nähe zu Sandai und bildet ein Hochland in Zentralkenia auf 2000 bis 3999 m Höhe über dem Meeresspiegel. Den Namen erhielt der Nationalpark nach dem Entdecker der Region, Lord Aberdare.
Die Charakteristik ist geprägt von viel Bergwald, alpiner Heidelandschaft, hoch gelegenen Moorgebieten, Schluchten mit Bächen und Wasserfällen. Es geht immer auf und ab. Wobei zunächst meist auffi. Ist es in der Winterzeit auf 2.000 Meter (Start auf Sandai) gerade morgens schon watt schattig, sehnt man sich auf 3.400 Meter fast schon nach Glühwein. Die Fahrt im oben offenen Landcruiser bewältigt man meist im stehen. Man blickt scharf 360° umher und versucht sie zu finden, die Tiere des Parks. Aber wenn nicht gerade ein Elefant oder Paviane direkt vor einem laufen, verschlingt das Gelände und der üppige Bewuchs schlicht alles, was kreucht und fleucht.
So fuhr uns Isaiah also die ersten Kilometer durch die unbefestigten Wege und wir trafen recht schnell auf die ersten Büffel. Große Freude bahnte sich den Weg, diesen wirklich eindrucksvollen großen Tiere recht nah gegenüber zu stehen. Am Ende des Tages hatten wir so viele davon im Park gesehen, dass wir Gefahr liefen, selbige zu ignorieren.
Nach kurzer Weiterfahrt sahen wir Mutter und Babyelefanten futtern. Gut 300 Meter lagen wischen uns. Und vor dem frühstückenden Paar waren Paviane beim Liebesspiel zu beobachten. Schön.
Immer weiter, immer tiefer ging es in die Bergkette. Und dann, plötzlich ein Ruck und das Fahrzeug stand. Isaiah sah einen Leoparden! Wir nicht. Luftlinie geschätzt mindestens 500 Meter entfernt hockte er da im grünen Gras. Erst mit dem Zoom der Kamera konnte ich das Tier eindeutig erkennen. Und noch mehr! Es war ein Weib mit Kind. Trotz Zoom und gutem Objektiv war die Entfernung doch arsch ausgeprägt. Zügig verschwanden sie dann auch auf Nimmerwiedersehen im Gebüsch. Aber ich hatte die Katzen erwischt. Was selten genug möglich ist, da diese besonderen Tiere sehr scheu und der Tarnung mächtig sind. Deshalb nannte ich „unseren“ Isaiah in ausgeprägter Dankbarkeit und sehr zu seiner Erheiterung fortan nur noch „Mr. Eagle Eye“.
Stundenlang fuhren wir durch den Aberdare Nationalpark. Hielten an Wasserfällen, machten dort Picknick, wo schon die Queen ihren Tee trank und begegneten verschiedenen Tieren, wie Busch- und Wasserböcken, unterschiedlichen Vögeln, Waldschweinen und immer wieder Wasserbüffeln und Affen. Nur Elefanten nicht mehr.
Meine Frage zum Ende des Tages, wo den die ganzen Elefanten seien, beantwortete Isaiah mit der Vermutung, dass diese aktuell möglicherweise in einer anderen Ecke des sehr großen Parks sein könnten, da es dort mehr Wasserstellen gäbe. Nun, meine Erwartungen waren ohnehin für die erste Safari schon übertroffen. Also fuhren wir Richtung Ausgang. Doch schon hinter der nächsten Kurve stand sie da: eine vierköpfige Elefantenfamilie! Direkt vor uns! In freier Wildbahn!
Mutti war not amused und brachte das durch unzweideutige, uns zugewandte Bewegungen zum Ausdruck. Wir blieben einfach stehen und bewegten uns nicht. Die Lage beruhigte sich etwas. Die kleinen und großen Dickhäuter wandten sich zunächst wieder dem satten Grün zu. Aber es blieb doch ein wenig Spannung in der Luft. Wir mussten, aber konnten erst einmal nicht vorbei, weil die Herrschaften den Weg versperrten. Andererseits: diesem Naturschauspiel in Stille und Demut beizuwohnen war schon ein besonderer, an diesem Tag zweiter (!) Augenblick. Mir sollten in dieser Situation viele gute Fotos gelingen, aber eines, dass perfekt wurde. Ein betäubend glückliches Gefühl muss ich sagen. (Das Perfekte poste ich übrigens hier nicht. Das hängt demnächst exklusiv im Wohnzimmer…)
Nach einigen Minuten setze sich der Tross der Dickhäuter ins Dickicht ab. Und obgleich wir die Stelle nur Sekunden später mit dem Auto passierten, war von den beeindruckenden Tieren aber so gar nichts mehr zu sehen. Nix. Einfach weg die Kolosse. Unglaublich. Das dichte Grünzeug hatte sich wie ein schützender Mantel darüber gelegt. Wer weiß, an wem wir trotz Mr. Eagle Eye an diesem Tag noch unmittelbar vorbei gefahren sind.
So endete die Tour wie sie angefangen hatte: mit einem Wasserbüffel.
Was für ein Start in die Safariwelt Kenias! Großartig. Und es ging weiter…
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Kenia 2019 – Eine Reise mit Folgen: Jambo Kenya / David Sheldrick Wildlife Trust / Sandai – African Footprints / Solio Game Reserve / CAFF – Aufforstung für die Zukunft / Samburu National Reserve – Teil 1 / Samburu National Reserve – Teil 2 / Pamoja Machuika Childrens Home